Die Ausgangslage für den 4. Spieltag der BaWü-Liga mit 3 punktgleichen Teams an der
Spitze und am Ende der Tabelle versprach einen spannenden Finaltag. Und so viel sei schon
verraten, dieses Versprechen konnte eingelöst werden.
Gegen den Abstieg spielten Käfertal, Neuffen und Ötisheim. Alle mit 1:8 Siegen aus den
bisherigen Spielen. Käfertal hatte mit Neuffen und Ötisheim die beiden direkten
Konkurrenten als Gegner, während Neuffen mit Freiburg und Ötisheim mit Tübingen sicher
nicht als Favorit in diese Begegnungen gingen. Für Käfertal sprach außerdem noch der
Heimvorteil.
Diesen konnte Käfertal im ersten Spiel mit einem deutlichen 4:1 Sieg gegen Ötisheim auch
nutzen. Neuffen begann furios und konnte beide Triplettes gegen Freiburg gewinnen. Bei
den Doublettes hatte zwar Freiburg die Nase vorn, aber ein Doublette konnte Neuffen für
sich entscheiden und so konnten sich Neuffen und Käfertal absetzen von Ötisheim.
Tübingen, Lindenberg und Stuttgart gingen alle mit 8:1 Siegen in den letzten Spieltag. Auch
hier kam es im ersten Spiel zu einem Duell der direkten Konkurrenten Stuttgart und
Lindenberg. Dieses konnte Lindenberg nach 1:1 in den Tripletten, 3:2 gewinnen. Tübingen
setzte sich 4:1 gegen Heidelberg durch. Damit war Stuttgart aus dem Rennen um den
Meistertitel und Tübingen konnte seinen Vorsprung nach Spielen auf 36:34 vergrößern
gegenüber Lindenberg.
In Spiel zwei konnte Käfertal 3:2 gegen Neuffen die Oberhand behalten und sich mit Platz 9
aus der Abstiegszone befreien, während Neuffen durch diese Niederlage theoretisch noch
auf den letzten Platz abrutschen könnte, falls Ötisheim gegen Tübingen gewinnen würde.
Ötisheim zeigte ein starkes Spiel gegen den Tabellenführer Tübingen und erkämpfte ein 1:1
nach den Triplettes. In den Doubletten war Tübingen aber stärker konnte das Spiel 3:2
gewinnen. Damit konnte Ötisheim sich nicht mehr von Platz 12 in der Tabelle verbessern und
theoretisch war es für Lindenberg noch möglich mit einem 5:0 gegen Heidelberg Tübingen
noch an der Tabellenspitze abzufangen und Meister zu werden.
Heidelberg zeigte sehr starke Legeleistungen, letztlich setze sich Lindenberg aber mit 2:0 in
den Triplettes durch. Damit war das Rennen um die Meisterschaft noch völlig offen.
Tübingen hatte zu diesem Zeitpunkt sein Spiel gegen Ötisheim schon beendet und so
schaute sich die gesamte Tübinger Mannschaft die Doublette Spiele der Lindenberger
gespannt an und zitterte um die Meisterschaft.
Das Doublette 1 der Lindenberger war deutlich stärker als das der Heidelberger, das
Doublette 2 und 3 lagen aber schnell zurück. Durch einen Spielerwechsel in Doublette 2
gelang es das Spiel zu drehen. Zwischenstand also 4:0. Die Meisterschaft wurde also im
letzten auf dem Platz noch laufenden Spiel entschieden. Letztlich gewann Heidelberg dieses
Spiel und machte so Tübingen zum Meister mit einem Spielgewinn Vorsprung.
Sicher einer der knappsten Entscheidungen in der Geschichte der BaWü-Liga.
Gratulation an Tübingen für eine tolle Saison mit 10:1 Siegen und viel Erfolg in der
Aufstiegsrunde zur Bundesliga.
Überraschungsmannschaft der Saison war aber sicher der BC Lindenberg, der als Aufsteiger
völlig unerwartet am Meistertitel geschnuppert hat und als einzige Mannschaft Tübingen eine
Niederlage zufügen konnte.
In diesem Zusammenhang ist sicher für viele interessant, warum ein bayrischer Verein
überhaupt in Baden-Württemberg mitspielt. Der Bouleclub Lindenberg spielt seit seiner
Gründung vor über 20 Jahren in Baden-Württemberg Liga mit einer Ausnahmegenehmigung,
hat also noch nie in Bayern am Ligaspielbetrieb teilgenommen.
Warum ist das so? Der Landkreis Lindau (zu dem Lindenberg gehört) wurde 1945 zur
französischen Besatzungszone geschlagen, damit die Franzosen eine direkte Verbindung
zwischen Ihren Besatzungszonen in Südwürttemberg und Vorarlberg & Tirol hatten.
Der Landkreis war dann auch bis 1950 im Landtag von Württemberg-Hohenzollern vertreten
und danach bis September 1955 ein Landkreis ohne Bundesland, ehe er zu Bayern
zurückkam. Sportliche Aktivitäten in der Nachkriegszeit waren also ligatechnisch nur durch
Teilnahme an württembergischen Ligen möglich. Diese Beziehung des Landkreises Lindau
zu Württemberg in sportlicher Sich hat sich bis heute, wenn auch in abgeschwächter Form
gehalten.
Zusätzlich ist die Verteilung der Boulevereine in Bayern geographisch sehr ungünstig aus
Sicht des Landkreises Lindau, selbst in der Kreisliga wären Fahrten bis 200km möglich,
während in Baden-Württemberg sehr viele Vereine näher als 50km liegen.
Dieselben Gründe haben auch den zweiten Bouleverein aus dem Landkreis Lindau den TSV
Lindau dazu bewogen, am Ligaspielbetrieb in Baden-Württemberg teilzunehmen, um kürzere
Fahrtwege zu haben. Dass Lindenberg irgendwann einmal um den Meistertitel der BaWü-
Liga spielen würde, war sicher nie bedacht worden von den damaligen Vereinsgründern.
Ein Bericht von Tobias Müller (BC Lindenberg)