Seit der Aufstiegsrunde Gersweiler am vergangenen Wochenende glühen die Netzwerke. Es wird wild diskutiert, ob der Aufstieg von Oppau und der Nicht-Aufstieg von Lübeck gerechtefertigt sind. Ausgangslage sind drei Punkt-gleiche und Spielpunkte-gleiche Teams (Jever, Oppau und Lübeck) von denen allerdings nur zwei aufsteigen können. Hier gibt es im Netz zwei Meinungen.

Meinung 1: DPV-Entscheidung

Die Verantwortlichen vor Ort entschieden, dass der direkte Vergleich angewendet wird und Lübeck, die sowohl gegen Jever und Oppau verloren, damit ausgeschieden sind. Dies bekräftigt nun auch der DPV als gesamtes in einer Stellungnahme auf seiner Homepage.

Meinung 2: Konträre Meinung im Netz

Wild diskutiert wird auf ptank.de und in derversen Posts auf Facebook. In der Richtlinie zur Aufstiegsrunde und Bundesliga 1.10 heißt es:

1.10 Wertung und Tabelle
Pro erreichtem Sieg in einem Spiel wird ein Punkt vergeben. Bei fünf Spielen pro Begegnung
können also maximal fünf Siege bzw. fünf Punkte erreicht werden. Einen „Matchpunkt“ erhält
der Verein, der mindestens 3 der 5 Spiele einer Begegnung gewonnen hat. Doublette
(+Mixte) sowie Triplette (+Mixte) werden gleich hoch bewertet.
Die Rangfolge in der DPB-Tabelle berechnet sich nach

  • der höheren Zahl von Matchpunkten und bei Gleichheit
  • der höheren Zahl von Siegpunkten.
    Sind Vereine gleich platziert, entscheidet ihr direkter Vergleich.
    Hat der direkte Vergleich noch nicht stattgefunden oder sind mehr als zwei Vereine nach
    Match- und Siegpunkten gleich, entscheidet zunächst die höhere Spielpunkte-Differenz und
    dann die höhere Zahl von Spielpunkten. Bei fortbestehender Gleichheit entscheidet das Los.

(DPV Richtlinie Deutsche Bundesliga Absatz 1.10)

Wer sich diesen Absatz durchliest, der Laut Richtlinie Anwendung bei der Aufstiegsrunde findet, merkt schnell, dass die Formalitäten hier keinen Spielraum lassen.

Petanque aktuell Meinung

Fälschlicherweise wurde bereits in unseren Artikel zur Aufstiegsrunde hineininterpretiert, dass wir (Petanque aktuell), das alles so sehen, wie der DPV entschieden hat. Wir haben jedoch lediglich berichtet über eine getroffene Entscheidung und wussten zwar aus eigener Erfahrung, dass der direkte Vergleich vor Kugeldifferenz kommt, jedoch nicht, dass der direkte Vergleich aussetzt, sobald mehr als zwei Vereine Punktgleich sind. Wir berichteten lediglich über die Tabelle, die der DPV veröffentlichte.

Nun gibt es nach dem Lesen der Richtlinie auch für uns keine zwei Meinungen. Folgerung für uns aus 1.10:

Da mehr als zwei Vereine nach Match- und Siegpunkten gleich waren, entscheidet zunächst die höhere Spielpunkte-Differenz und
dann die höhere Zahl von Spielpunkten.

(Meinung Petanque aktuell)

Dies hätte eigentlich zur Folge haben müssen, dass Oppau mit dem schlechtesten Kugelverhältnis nicht aufsteigt.

Also nun?

Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen, da ja die Richtlinie eindeutig ist. Und in der Tat – das ist sie wirklich. Es ist eindeutig geregelt, was in welchem Fall passiert. Jedoch sollte man sich ein paar Dinge vor Augen halten.

Ist die Richtlinie so gewollt?

Es lässt sich diskutieren, ob die Richtlinie in dieser Form sportlich ist und Lübeck, die in der leichteren Gruppe, mit Diefflen und Achern (jeweils 5:0), die leichteren Gegner hatte, damit einhergehend wohl auch mehr Chancen auf besseres Kugelverhältnis hat und gegen Oppau und Jever verlor, dann vor diesen beiden am Ende in der Tabelle stehen sollte? Der direkte Vergleich soll eigentlich genau dies bei Punkt und Spielpunktegleichheit verhindern.

Das Kernproblem

Das Problem scheint hier zu sein, dass der DPV sich selbst ein Ei gelegt hatte, denn der direkte Vergleich könnte in diesem Fall durchaus herangezogen werden, da nicht alle Teams gegeneinander gespielt haben und wäre sicher auch „fair“ gewesen, hätte die Richtlinie es hergegeben. Sicherlich wollten die Verantwortlichen genau dies, nur lässt es eben die eigene Richtlinie bei sehr genauer Betrachtung definitiv nicht zu. Ob dahinter eine falsche Formulierung bei anderer Absicht steckt oder genau diese Formulierung beabsichtigt war und missinterpretiert wurde oder ob Oppau einfach nur genug Geld zahlte (kleiner Scherz), möchten wir nicht beurteilen.

Im Allgemeinen macht der direkte Vergleich genau dann keinen Sinn wenn Mannschaft A gegen B gewinnt, B gegen C gewinnt und C gegen A gewinnt. Da bei der Aufstiegsrunde durch zwei Gruppen so etwas mit drei Teams gar nicht vorkommen kann, wäre es durchaus möglich und evtl. fairer (Ansichtssache) den direkten Vergleich wie in diesem Fall anzuwenden. Mit vier punkt- und spielpunktegleichen Teams, dann allerdings wieder keinen Sinn. Man merkt schnell: Noch überschaubar, jedoch ziemlich verzwickt. Dass sich hier jemand vertut, ist auch durchaus menschlich und man sollte bei all dem Unmut nicht vergessen, dass da einige Ehrenamtliche stehen, die das alles sicherlich nicht absichtlich machen und mit einem „wartet bitte noch zwei, drei Tage, wir sind uns gerade nicht sicher wie die Richtlinie zu verstehen ist. Wir besprechen die Lage und entscheiden dann wer nicht aufsteigt“, hätten sich alle Teams vor Ort sicher auch nicht begnügt – und die Facebooker schon gar nicht. Folgedessen lastete hier sicherlich auch ein enormer Druck auf den Verantwortlichen vor Ort und unter Druck trifft man ja bekanntlich die besten Entscheidungen… Wieso jedoch drei Tage später mit etwas Abstand und genügend Zeit der DPV seine eigene Richtlinie fehlinterpretiert bleibt zumindest fraglich.

Nun gilt abzuwarten, was das Verbandsgericht entscheiden wird, sollten die Lübecker Einspruch einlegen.

Unsre Empfehlung?

  • Modus überdenken
  • direkter Vergleich streichen

Zwar funktioniert bei 10 Mannschaften und fünf Runden auch kein Schweizer System im klassischen Sinne, aber es funktioniert durchaus. Dies zu erläutern würde allerdings den Rahmen und das Thema hier sprengen. Eine Abschaffung des direkten Vergleichs würde zumindest alle Unklarheiten beseitigen. Allerdings würde man sich dann auf die gleiche Ebene wie die Randsportarten Fussball, Handball oder Eishockey begeben, die in ihren Tabellen aus unerklärlichen Gründen den direkten Vergleich erst als letztes Mittel anwenden… (mit Ironie zu genießen)